Herrliche Freiheit

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Herrliche Freiheit

Die Corona-Infektionszahlen steigen wieder. Daneben gehen Tausende auf die Straße und rufen das „Ende der Pandemie" aus und einen „Tag der Freiheit". Mir scheint, dass es grade die Menschen sind, die sich die Freiheit nehmen, Partys zu feiern, ohne Abstand zu demonstrieren und an dichtbelegten Ständen zu liegen, die die Reise- und die Versammlungsfreiheit am meisten gefährden. Aber kann denn Freiheit sich selbst gefährden? Kann gelebte Freiheit der Freiheit größter Feind werden? Dass sie es scheinbar werden kann, muss ein Missverständnis sein. Gemeint ist nicht Freiheit, denke ich, sondern Hemmungslosigkeit. Ungehemmt durch Skrupel, Konventionen und Rücksichten tun, was immer mir einfällt, wird irrtümlich Freiheit genannt. „Mir ist aller erlaubt!" Mit dieser Parole musste sich schon Paulus befassen und antwortete: „Aber nicht alles dient zum Guten." (1.Korinther 6,12) und schreibt auf die eine Seiter der Medaille „Erlaubnis", auf die andere „Liebe". (Kap. 8) Denn kein Mensch ist für sich alleine frei, höchstens einsam. Aber mit einem sozial grundierten Begriff von Freiheit kann man nicht so viel Geld verdienen wie mit der aller Hemmungen entledigten Lust am Reisen, Konsumieren und Feiern – ein Verhalten, das die Schöpfung zur Sklavin der eigenen Lust macht. Deren Befreiung hat Paulus schon gesehen: „Auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes." (Römer 8. 21) und so den christlichen Begriff der Freiheit ins universale geweitet. – Unsere über die Maßen herrliche Freiheit aus Erlaubnis und Liebe den Menschen bekannt zu machen, ist offenbar eine unvollendete Aufgabe. Sie blieb es vielleicht deshalb, weil sie den Konsens der Hemmungslosigkeit gefährdet.

 

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Donnerstag, 28. März 2024

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Hauptkirche St. Trinitatis Altona

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Vertreten durch:

Pastor
Torsten Morche

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