Gedanken - Tag 9
Der „Reiche Jüngling" (Markus 10, 17ff.) fragt Jesus, was er für sein Seelenheil tun muss. Jesus liebt ihn und sagt: Verschenke alles an die Armen. Der Reiche verweist ob dieser Zumutung nicht etwa empört auf die ökonomischen Sachzwänge des Systems, sondern er wird betrübt und traurig. Ich vermute, er hat noch ein Gefühl für die Tragik des Reichtums. Wie der Zauberlehrling kann der Reiche die einmal in Gang gebrachte Maschinerie der Reichtumssteigerung nicht mehr anhalten, und koste es ihn auch sein Seelenheil. - Seit einigen Wochen gibt es Hoffnung für den Reichen. Ein ganz kleines Teil fiel in das Getriebe seiner gigantischen Maschinerie und plötzlich steht sie still. Zwar ist der reiche Zauberlehrling jetzt fieberhaft damit beschäftigt, die Räder, die sich noch drehen, besonders gut zu ölen; zwar tut er alles dafür, damit sich das System mit noch mehr Wucht als vorher in Bewegung setzt, sobald das Teilchen verschwunden ist. Aber ganz nahe ist ihm auch die Gelegenheit, sich an Jesus und seine Traurigkeit zu erinnern und festzustellen: die Maschinerie kann doch angehalten werden! Und wäre jetzt nicht der beste Zeitpunkt, sie so umzubauen, dass man, statt nur der Lehrling, ab jetzt ihr Meister ist? Ihr Pastor Torsten Morche
Kommentare