Von Torsten Morche auf Dienstag, 10. November 2020
Kategorie: Der Pastor bloggt

Empörung über Kirchentüren

Ein Teil der Öffentlichkeit zeigt mit empörten Gesichtern auf unsere offenen Kirchentüren, während …

Empörung über Kirchentüren


Ein Teil der Öffentlichkeit zeigt mit empörten Gesichtern auf unsere offenen Kirchentüren, während die Türen von Kinos, Theatern und Museen geschlossen bleiben müssen. Und wir zitieren zur Rechtfertigung das Grundgesetz, weil offenbar von außen gesehen Gottesdienste von Kulturveranstaltungen nicht zu unterscheiden sind. Sicher sind Kult und Kultus miteinander verwandt. Aber niemand würde Schach und Fußball so miteinander vergleichen, obwohl beides Sportarten sind. Ich verstehe die Empörung auch als Anfrage an unsere Gottesdienstpraxis. Wenn wir Christ*innen den Anspruch haben, Salz der Erde zu sein, dürften unsere Zusammenkünfte nicht nur Wohlgeschmack und reines Vergnügen sein. Wenn wir Licht der Welt sein wollen, müsste es bei uns auch mal ungemütlich grell werden. Wenn wir uns von Christus in Anspruch nehmen lassen, dann sollte deutlich werden, dass wir für uns nicht einfach nur ein Menschen- und Verfassungsrecht in Anspruch nehmen, sondern bei uns neben aller Freude an der Gemeinschaft, an der Musik, am Spiel der Liturgie auch zu hören ist: „Und Jesus rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." (Markus 8, 34) Es würde sichtbar, dass Christsein kein Hobby ist, keine Freizeitbeschäftigung, und Gottesdienste kein kulturelles Angebot, und unsere offenen Türen würden vermutlich wenig Empörung erregen.

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