Antibekenntnis

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Antibekenntnis

Er sagt, dass er einen Freund hat, der AfD wählt und eine entfernte russlanddeutsche Tante, die überzeugt ist, Putin sei von der Ukraine zum Krieg provoziert worden, und seine Freundin hält Veganer für Profilneurotiker. Und er fragt mich, ob er weiterhin ein guter Arzt sein kann, ohne allenthalben zu bekennen, dass er Freundschaft, Verwandtschaft und Beziehung abgebrochen hat. Als ich frage, wie er darauf kommt, sagt er, dass die russischen Künstler*innen, Sportler*innen und Wissenschaftler*innen, die kein Anti-Putin-Bekenntnis ablegen, ja auch keine guten Künstler*innen, Sportler*innen und Wissenschaftler*innen mehr sind und entlassen bzw. ausgeladen werden. Und ich erinnere mich wieder, dass in der DDR Westverwandtschaft, mit der man nicht brechen wollte, ein Karrierehindernis war. „Und wie ist das in deinem Laden?", fragt er mich. „Heißt es da nicht auch: ‚Wer nun mich bekennt vor den Menschen, zu dem will ich mich auch bekennen vor meinem Vater im Himmel. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater im Himmel.'?" (Matthäus 10, 32f.) „Ja schon," sage ich, „zu Jesus bekenne ich mich. Aber ich hoffe, dass die Demokratie nicht neuerdings auf quasi-religiöse Bekenntnisse angewiesen ist." – „Das hoffe ich auch." sagt er.

 

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Samstag, 20. April 2024

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Pastor
Torsten Morche

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